Spaghetti-Test
Der perfekte Sugo kann uns für einmal gestohlen bleiben. Heute geht es nur um blutte Spaghetti. Es wurde im Rahmen eines Tests verschiedene Sorten gekostet und sie dazu ohne Öl nach den jeweiligen Packungsangaben „al dente“ gekocht. Nur italienisches Meersalz kam nach dem Siedepunkt noch dazu, und zwar 10 Gramm für 100 Gramm Spaghetti in 1 Liter Wasser – das ideale Verhältnis für gut gesalzene Pasta.
Die saucenlose Erfahrung war wider Erwarten vielfältig:
Es ist überraschend, wie leicht sich Unterschiede ausmachen lassen. Die Spaghetti – ihr Name stammt vom italienischen Wort «spago» ab, was Bindfaden oder Schnur bedeutet – heben sich nur schon farblich voneinander ab. Sie sind nicht einfach gelb: Manche sind deutlich heller, manche dunkler, manche haben gar einen Rotstich. Ihre Struktur ist mal glatt, mal körnig. Und wenn die Spaghetti dampfend auf dem Teller landen, sind deutliche Nuancen zu erkennen: Je nach Produkt riechen sie säuerlich, neutral oder eher nach Getreide.
Die teuersten Spaghetti sind nicht die besten!
Die Spaghetti-Auswahl in den Regalen der Schweizer Grossverteiler und Delikatessenläden ist grösser denn je. Neben Eigenmarken und Importen aus Italien wächst auch die Familie der Vollkornnudeln. Es gibt Sojaspaghetti und eine stolze Auswahl an Eierspaghetti. Für Pasta-Puristen kommt Letzteres natürlich nicht auf den Tisch, deshalb beschränkten wir uns auf 1,8 bis 2,4 Millimeter dicke Spaghetti aus Hartweizen. «Semola di grano duro» nennen es die Italiener.
Wir zwei von der Kulinarikredaktion haben die Spaghetti jeweils blind verkostet und sie in Bezug auf Geschmack, Geruch, Aussehen und Oberfläche schriftlich bewertet. Die besonders erwähnenswerten Aspekte sind in den Notizen nebenan festgehalten. Schliesslich haben wir den Spaghetti separat Schweizer Schulnoten verteilt und diese natürlich erst ganz zum Schluss miteinander verglichen.
Zur Überraschung landete die günstigste Packung einer Schweizer Sorte auf dem zweiten Platz. Populäre Marken wie Barilla hingegen schlossen nur durchschnittlich ab. Auch erstaunlich ist, wie übereinstimmend unsere Einschätzung war: Bei drei Sorten verteilten wir die gleichen Noten; bei den anderen unterschied sich unsere Bewertung jeweils nur um einen halben Punkt.
Die Sieger von Garofalo machen klar, wie rund der Geschmack von «Spaghetti pur» sein kann. Im besten Fall sorgt die Nudel mit einem dezenten Eigengeschmack und einer leicht aufgerauten Oberfläche dafür, dass der Sugo sich perfekt mit ihr vereint.
1. Garafallo Spaghetti No. 9
2.50 Fr. (500 g), Migros
Es ist wohl kein Zufall, dass die besten Spaghetti unseres Tests aus dem bekannten Pasta-Ort Gragnano bei Neapel stammen. Bei dieser Sorte stimmt alles: die Bissfestigkeit, die leicht aufgeraute Textur und das ausgewogene Aroma mit einem angenehmen Getreideton. Man malt sich gleich aus, wie gut sie mit einer Sauce aus reifen Tomaten harmonieren würden.
2. M-Budget
90 Rappen (1 kg), Migros
Ein Preisknüller mit Siegerpotenzial: Überzeugt beim ersten Biss mit einem herzhaften, mundfüllenden, runden Geschmack. Man isst die «WG-Spaghetti» ausserordentlich gerne ohne Sauce. Wegen der vielen Sprenkel kommen sie von allen Sorten am «körnigsten» daher. Die leicht aufgeraute Oberfläche ist am Gaumen gut spürbar. Neutraler Abgang.
3. Barilla Spaghetti No. 5
2.10 Fr. bei Coop, (500 g), 2.80 Fr. bei Denner (1 kg)
Der Nahrungsmittelkonzern Barilla aus Parma ist Weltmarktführer im Pasta-Segment. Unseren Test führt er nicht an. Die Spaghetti riechen zwar einladend und «getreidig», doch im Geschmack sind sie trotz ihres mehligen Charakters zu neutral, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Die Oberfläche ist glatt und ziemlich klebrig.
4. De Cecco
Spaghetti No. 12, 2.50 Fr. (500 g), Coop
Die Spaghetti der Firma De Cecco aus den Abruzzen – in Italien die Nummer 2 nach Barilla – sind nach der angegebenen Al-dente-Kochzeit (10 Minuten) zu hart. Im Teller verströmen sie zuerst einen auffallend säuerlichen Duft, im Mund ist davon aber überraschenderweise nichts mehr übrig. Sie schmecken leicht mehlig. Der Abgang ist rund, und sie kleben kaum.
5. Naturaplan
2.40 Fr. (500 g), Coop
Es gibt tolle Bioprodukte, aber in diesem Fall lohnt sich der Kauf nicht: Bei den Spaghetti kann man sich an gar nichts festhalten. Der Biss ist zwar gut, die Struktur geschmeidig und nicht allzu klebrig, aber abgesehen davon geht dieser Sorte jeglicher Charakter ab. Sie schmeckt schal und langweilig. Macht keine Lust auf eine zweite Gabel.
6. Spaghetti Tipo Napoli
1 Fr. (1 kg), Denner
Die preisgünstigen Spaghetti kommen mit einer sehr glatten Oberfläche und einem guten, eher harten Biss daher. Neutraler Duft. Die Spaghetti zeigen im gekochten Zustand einen leicht rötlichen Farbton. Im Geschmack zeigen sie nicht viel Struktur – sie schmecken ein wenig «kartonartig».
7. Puschlaver Spaghetti
6.90 Fr. (500 g), Globus und Feinkostläden
Die teuerste und auch schönste Sorte, was die Verpackung angeht, hat uns bei der Degustation nicht umgehauen. Die Spaghetti von Molino e Pastificio aus Poschiavo sind auffallend hellgelb, ihre Oberfläche ist sichtbar aufgeraut, was sich in der Konsistenz angenehm äussert. Leider sind sie ziemlich klebrig und im Geschmack neutral bis fad.